Was ist der Vorteil von Moderation im Webinar?
Gute Moderator:innen sind …
… strukturgebend
Eine Moderation spannt den Rahmen eines Webinars. Sie stellt das Thema und die Expert:innen vor, gibt einen Überblick über den Ablauf, achtet auf das Zeitmanagement und sichert den vom Auftraggeber geplanten Verlauf. Damit ist gemeint, dass zum richtigen Zeitpunkt die Einspieler, gestartet, Umfragen und deren Ergebnisse präsentiert, Fragen aus dem Chat entgegengenommen werden, weitere Webinare/Folgeveranstaltungen angekündigt werden, usw. Die Expert:innen können sich ganz auf ihre Inhalte und ihren Vortrag konzentrieren.
… unterstützend
Oft haben die eingeladenen Expert:innen keine Routine vor einer Kamera zu sprechen, sondern sind es gewohnt vor Live-Publikum aufzutreten. Während man vor Publikum das Aufmerksamkeitslevel im Raum spürt und auch spontane Reaktionen, gibt die Kamera im Studio oder im Remote-Setting nichts davon preis.
Moderator:innen stellen in diesem Fall eine Art Publikumsersatz dar. Sie können direkt angesprochen werden und bieten einen Ankerpunkt – ein Lächeln an dem sich Expert:innen anhalten können. Und sie können auch als Gradmesser fungieren, ob der Vortrag noch spannend ist.
… coachend
Die Expert:innen und Vortragenden kommen aus den verschiedensten Themenbereichen, sind unterschiedlich routiniert vor der Kamera zu sprechen und dementsprechend nervös oder cool. Oft stehen sie alleine im Studio, beleuchtet von unzähligen Scheinwerfern, dürfen nicht wie von Präsenzveranstaltungen gewöhnt, im Raum herumspazieren und fühlen sich dadurch verunsichert.
Moderator:innen können – mit Hilfe ihrer Routine – vorab Tipps geben: Wie steht man richtig vor einer Kamera? Wohin soll sich der Blick richten? Wie können Publikumsfragen aus dem Chat gehandhabt werden oder wie behält man bei etwaigen technischen Schwierigkeiten die notwendige Ruhe?
… dialogorientiert
Ein Studiosetting mit einer oder mehreren Expert:innen im Gespräch mit einer Moderatorin/einem Moderator fördert einen angenehmen und „bekömmlichen“ Wissenstransfer. Der Vortrag/die Diskussion wirkt kurzweiliger, lebendiger und strukturierter.
… nachfragend
Ein weiterer Vorteil eines moderierten Gesprächs ist, dass vertiefende Fragen zum richtigen Zeitpunkt gestellt werden können oder wenn notwendig eingehakt/gebremst wird, wenn der Vortrag auszuufern erscheint. Eine Moderation kann nachdrücklich fragen, wenn es zu kompliziert wird und somit für mehr Klarheit und Verständnis sorgen. Sie kann Fragen aus dem Publikum weitergeben und wenn notwendig eigene Fragen vorbereiten, sollten diese aus dem Publikum ausbleiben oder nur zögerlich kommen. Insgesamt trägt sie dazu bei, dass der rote Faden eines Webinars erhalten bleibt.
… verbindend
Ein virtuelles Setting unterscheidet sich von einem Präsenzsetting: Die Vortragenden und die Teilnehmer:innen sind nicht an einem gemeinsamen Ort. Eine Moderation kümmert sich um die Bedürfnisse des Publikums während des Webinars, bündelt Fragen und achtet auf ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Expert:innen und Teilnehmer:innen.
… würdigend
Eine Moderation hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie den Akteur:innen vor der Kamera eine wertschätzende Bühne bereitet. Sie unterstreicht deren Stärken und Verdienste, lässt die Expert:innen glänzen – und nicht sich selbst!
Wann kann auf Moderation in Webinaren verzichtet werden?
Im Grunde gilt: Jedes Webinar ist unterhaltsamer, strukturierter – kurzum professioneller – wenn es moderiert wird.
Dennoch gibt es einzelne Ausnahmen, zum Beispiel bei sehr kleinen Webinaren.
Nehmen wirklich nur wenige Teilnehmer:innen teil, ca. 5 bis 10 Personen, dann ist eine Moderation des Webinars oft nicht notwendig. Generell empfiehlt sich dennoch eine Agenda und Ziele festzulegen, was genau besprochen oder behandelt werden soll und welche Ergebnisse erwartet werden.
Wie unterscheidet sich Online- von Offline-Moderation?
Der virtuelle Raum – ins unserem Fall ein Webinar – stellt andere Anforderungen an die Moderation als eine Veranstaltung vor Live-Publikum.
Unterschied #1: Atmosphäre
Eine Herausforderung ist sich auf die geänderte Atmosphäre einer Online-Veranstaltung einzustellen. Die Teilnehmer:innen schalten sich aus unterschiedlichen Orten, eventuell auch verschiedenen Zeitzonen zum Webinar zu. Die Moderation muss also eine Brücke zwischen der vortragenden Person und den einzelnen Teilnehmer:innen bauen, um somit ein kollektives Gefühl im virtuellen Raum zu ermöglichen.
Unterschied #2: Vernetzung
Um alle Teilnehmer:innen mit an Bord zu holen sollte kurz vor Start des Webinars ein kleines Warm-Up stattfinden. Auch danach sollte es die Möglichkeit zur Vernetzung geben, um den informellen Austausch, der sich oft natürlich bei Präsenzveranstaltungen ergibt, auszugleichen.
Unterschied #3: Kamera
Moderator:innen von Online-Veranstaltungen müssen genug Routine vor der Kamera mitbringen – in einem Studiosetting oder remote. Der Bildausschnitt – vor allem remote – ist viel begrenzter als bei einer Präsenzveranstaltung und somit auch die Körpersprache erheblich reduziert. Die Gestik fällt oft weg und Kommunikation findet hauptsächlich über die Augen, die Stimme und die Mimik statt. Dieser Begrenzung kann aber auch entgegengetreten werden: Das Webinar kann auch stehend moderiert werden und ein Bildausschnitt gewählt werden, der die Person von Kopf bis Bauchnabel zeigt. So gewinnen Moderator:innen ungemein an Präsenz und Wirkung.
Unterschied #4: Interaktion
Da die Aufmerksamkeitsspanne bei Webinaren erfahrungsgemäß schneller abnimmt, sollten genügend Momente der Interaktion geschaffen werden und ein passender Methodenmix – abgestimmt auf das jeweilige Thema – angewendet werden (➝ Linktipp: Dauer und zeitlicher Ablauf eines Webinars).
Bei Webinaren sollte daher auch genug Augenmerk auf Visualisierung gelegt werden. Die gängigen Webinarplattformen bieten unterschiedliche Möglichkeiten beispielsweise das Einspielen von Powerpoint-Präsentationen, die Nutzung von Whiteboards oder das Teilen von Bildern.
Unterschied #5: Technik
Ähnlich wie bei Präsenzveranstaltungen muss die Moderation die zeitliche Begrenzung des Webinars im Auge behalten. Je nach Größe der Online-Veranstaltung kann es sein, dass Moderator:innen auch technische Aufgaben übernehmen. Das bedeutet, dass die Moderation auch technische Kenntnisse mitbringen muss, damit beispielsweise die Übertragung nicht abrupt beendet wird, sollte die vorgegebene Zeit etwas überschritten werden.
Moderator:innen sollten auch einen Überblick über die technischen Möglichkeiten der jeweiligen Webinarplattformen und deren Grenzen haben. Das ist zum Beispiel wichtig, um zu Planen, wie die Teilnehmer:innen ins Webinar einbezogen werden können – durch interaktive Tools wie Breakout-Rooms, Chats, Whiteboards oder Umfragen.
Unterschied #6: Problem-Solving
Auch auf eventuelle technische Schwierigkeiten sollten Moderator:innen vorbereitet sein, damit sie gelassen darauf reagieren können und die Zeit bis diese gelöst sind routiniert überbrücken können. Idealerweise sind die Moderator:innen nicht allein für die technische Umsetzung eines Webinars zuständig sondern können sich auf ein Team verlassen (➝ Linktipps: Ihr Webinar-Dreamteam, Chatredaktion).
Tipps für Moderations-Neulinge und angehende Webinar-Profis
1. Sehr gut vorbereiten
Gute Vorbereitung ist das Um und Auf eines gelungenen Webinars. Moderator:innen müssen über den Ablauf des Webinars Bescheid wissen, welche Expert:innen zu Gast sind, wie deren Namen und zentrale Begrifflichkeiten ausgesprochen werden, wer das Webinar beauftragt hat und wer dessen Zielgruppe ist. Der Moderationstext sollte nicht von Karten abgelesen werden sondern frei vorgetragen – gestützt durch eventuelle Stichwörter.
Viel üben und eine Generalprobe sowie ein Technik-Check vor dem Webinar sollten zum Pflichtprogramm vor jedem Webinar gehören.
2: Spontanität mitbringen
3. Expert:innen glänzen lassen
4. Auf Interaktion wertlegen
5. Technisches Know-How aneignen
Das bedeutet nicht zwingend, dass die Moderation auch für die technische Umsetzung verantwortlich ist. Im Idealfall kann sie sich auf ein eingespieltes Team im Hintergrund verlassen.
6. Kamerapräsenz üben
- authentisch in die Kamera zu sprechen,
- sicher und aufrecht zu stehen,
- auf die Körpersprache zu achten,
- passende Kleidung zu wählen (➝ Linktipp: Die richtige Kleidung für Ihr Webinar) und
- den begrenzten Bildausschnitt im Auge zu behalten.
Kamerapräsenz lässt sich üben und es empfiehlt sich Unterstützung von Profis in Anspruch zu nehmen. Ein kleiner Reminder: Es geht hier nicht um Perfektion, sondern um Authentizität.
7. Ruhe bewahren
Um als Moderator:in den Überblick zu behalten ist es notwendig auch in scheinbar unübersichtlichen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Zum Beispiel wenn sich technische Schwierigkeiten bei den Webinar-Teilnehmer:innen häufen oder jemand versucht das Webinar zu stören. Auch dann gilt es freundlich und relaxt zu bleiben und deeskalierend zu handeln.
8. Humor behalten
Und zu guter Letzt: Niemals den Humor verlieren!
Professionalität und Humor schließen sich nicht aus, ganz im Gegenteil: Humor entstresst die moderierende Person, schafft eine Verbindung zum Publikum und entschärft mögliches Konfliktpotenzial oder technische Hoppalas. Eine gute Nachricht für alle Moderations-Grinches: Auch Humor lässt sich lernen :)
Herzlichen Dank auch an unsere Moderator:innen, Evelyn Vysher, Bettina Kerschbaumer, Bernhard Vosicky und Andreas Kammerzelt, für ihren Input zum Artikel. ➝ Linktipp: Alle 4 Moderator:innen im Portrait